Mittwoch, 7. Oktober 2009

Hallo ihr alle.

Seit gestern bin ich wieder in Fort Portal. Kampala war sehr aufregend, denn ich habe wieder viele neue Eindrücke gesammelt und spannende Erlebnisse gehabt. Aber der Reihe nach…


Die erste neue Erfahrung meines Kampala-Trips habe ich noch hier in Fort Portal gemacht, nämlich auf dem Weg von unserem Haus zur Link-Bus-Station. Da wir ja keine Lust hatten mit unseren schweren (Trecking-) Rucksäcken den ganzen Weg zum Stadtzentrum zu laufen (etwa 30min zu Fuß), haben wir uns entschlossen, Boda-Boda zu fahren. So bin ich das erste Mal Boda gefahren.

Für die, die’s nicht mehr wissen, Boda-Bodas sind Motorräder (selten auch Fahrräder) auf die man sich hinten raufsetzten kann und so für einen gewissen Preis von A nach B gebracht wird.

Das ganze muss man sich jetzt folgendermaßen vorstellen: Es gibt gewisse Punkte, wo die Bodo-Boda-Fahrer zu mehreren auf Kundschaft warten, allerdings wird man (grade als Weißer) auch ständig von vorbeifahrenden Fahrern angesprochen, ob man nicht mitfahren wolle. Hat man sich dann für ein Boda entschieden, sollte man zunächst mal den Preis aushandeln. Dazu ist es hilfreich, den tatsächlichen Preis zu kennen, denn sonst bezahlt man gern mal zu viel. Einige Fahrer sind da besonders dreist und verlangen erst mal pauschal den doppelten Preis. Dann sollte man halt denn halben Preis verlangen und sich dann irgendwo dazwischen treffen – oder man geht halt zum nächsten Boda-Fahrer. Manchmal hat man auch das Gefühl, dass man als Weißer teilweise mehr bezahlen muss, weil die Fahrer halt denken, dass man reich ist bzw. keine Ahnung von den Preisen hat. Viele Fahrer verlangen aber auch von vorn herein einen angemessenen Preis.

Naja irgendwann hat man sich dann auf einen Preis geeinigt und setzt sich hinter den Fahrer auf das Motorrad. Zu zweit kann man übrigens auch fahren, das kostet dann nur geringfügig mehr. Das eine Mal wollten die Boda-Fahrer das aber nicht machen, mit der Begründung, die Polizei würde heute kontrollieren.

Jedenfalls sitzt man dann auf dem Boda und muss sich so gut es geht festhalten, denn Gurte o.ä. gibt es natürlich nicht. Der Fahrer fährt auch nicht grade langsam. 80km/h in der Stadt sind keine Seltenheit. Außerdem muss man grade in Kampala auf seine Knie aufpassen, denn die besagten 5cm Sicherheitsabstand gelten dort auch für Bodas. Aber Boda-Boda ist in Kampala auf jeden Fall das schnellste Fortbewegungsmittel, weil sich die Fahrer einfach überall durchschlängeln. Allerdings muss man auch teilweise 5,000 UGX für eine Fahrt durch Kampala bezahlen, was im Vergleich zum Matatu ziemlich teuer ist (zum Matatu später mehr).

Aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass Boda fahren mega bockt und ich es super gerne mache.


Naja nach meiner ersten Boda-Fahrt sind wir dann Link-Bus gefahren (Link heißt die Busfirma). Dabei gibt es zwei Arten von Busfahren, die beide keinen Spaß machen. Der Bus fährt nämlich nicht wie in Deutschland zu bestimmten Zeiten, sondern, wenn er voll ist und keine Minute früher, was aber trotzdem dazu führt, dass so etwa alle 1-2 Stunden ein Bus von Fort Portal nach Kampala fährt.

Naja entweder kommt man, wenn der Bus schon ziemlich voll ist und muss sich nach hinten setzten, wo man direkt über der Achse sitzt und jedes Schlagloch und jede Bodenwelle, die zur Geschwindigkeitsbegrenzung in den Orten auf den Straßen sind, hautnah miterlebt. Das führt dann dazu, dass man nach 4 Stunden in Kampala mit schmerzendem Hintern und gestauchter Wirbelsäule ankommt. Diese Variante haben wir auf der Hinfahrt ausprobiert.

Oder man kommt an, wenn noch kaum Leute im Bus sitzen (ist jetzt natürlich schlauer und setzt sich genau in die Mitte) und hat dann aber das Problem, dass man fast zwei Stunden warten muss, bevor es überhaupt los geht. Die ganze Bus-„Fahrt“ dauert dann insgesamt geschlagene 6 Stunden und man kommt trotzdem mit schmerzendem Hintern und gestauchter Wirbelsäule an, weil man zwar nicht jedes Schlagloch gemerkt hat, dafür aber unwahrscheinlich lange auf den irgendwann nicht mehr bequemen Sitzen sitzen musste – erlebt auf der Rückfahrt.


Irgendwann sind wir dann auch in Kampala angekommen und standen nun inmitten von Menschenmassen am Busbahnhof. Wir haben uns dann zum Taxipark durchgefragt, der fast um die Ecke war. Allerdings war es trotzdem nicht so einfach dort hin zu kommen, denn als Fußgänger in Kampala hat man es auch nicht grade leicht. Man muss manchmal ewig warten, bis man mal die Straße überqueren kann und sich dann durch die 1000 Bodas, Matatus und wenige andere „normale“ Autos schlängeln ohne irgendwelche Prellungen oder Verbrennungen von Auspuffen zu bekommen.

Am Taxipark angekommen waren wir erst mal überwältigt von dem scheinbaren Chaos. Alle stehen kreuz und quer und man würde niemals vermuten, dass die Matatus dort auch irgendwann auch mal vollbeladen ihren Weg hinaus finden.

Noch mal zur Erinnerung, Matatus sind 10-Mann Taxis von der Größe von VW-Bussen (allerdings von Toyota).

Aber ein System konnte man dann doch erkennen. Es gab eine Ein- und eine Ausfahrt und dazwischen standen die einzelnen Matatus um große Schilder, die den Stadtteil anzeigten, wo das Taxi hinfährt. Das Schild mit der Aufschrift „Muyenga“, wo unser Hotel und auch der DED waren, war leider auf einer anderen Fläche ausgelagert, was wir dann auch nach etwa 15 Minuten endlich mitbekamen.

Mit Matatus ist es übrigens genauso, wie mit den Link-Bussen. Niemand fährt los, bevor das Fahrzeug nicht voll ist, allerdings geht das bei 10 Leuten deutlich schneller, wobei auch immer nur das erste Matatu an jedem Schild „befüllt“ wird.

Geht es dann endlich los, steht man meist erst mal im Stau. Sobald man aber aus der Innenstadt raus ist, beruhigt sich die Lage und der Fahrer fängt an ständig anzuhalten, um Leute ein- und aussteigen zu lassen. Dabei ruft man „stage“ oder „station“, bezahlt bei dem „Mitfahrer“, der an der Tür sitzt und wird raus gelassen. Eine „Matatu-Crew“ besteht aus dem Fahrer und dem, der an der Tür sitzt und das Geld einsammelt. Zum unterwegs Einsteigen muss man nur den Arm heben und hoffen, dass das Auto noch nicht voll ist.


Matatu fahren bringt übrigens auch ziemlich Spaß und ist mit etwa 500-1000 UGX deutlich billiger als die Bodas. Allerdings ist man mit den Matatus nicht wirklich flexibel, denn sie Fahren nur vom Taxipark in die Stadtteile und wieder zurück. Man muss also immer über den Taxipark, wo es auch dementsprechend voll ist.

In Muyenga angekommen, sind wir noch das letzte Stück zu unserem Hotel gelaufen, wo wir telefonisch reserviert hatten. Tragischerweise hatten die trotzdem keine Zimmer mehr frei, sodass wir nach einer etwa einstündigen Hotel-Tour in einem Hotel in der Nähe für etwas mehr Geld untergekommen sind.


Abends sind wir dann in das teuerste Hotel der Stadt zur Party der deutschen Botschaft gefahren. Dort konnte man fast meinen, dass der 3.10. der Tag der Bayrischen Einheit ist, denn überall hingen Bayern-Fahnen, es gab eine Bierzelt-Band, Paulaner-Weißbier und später auch Weißwurst.

Naja zuerst wurde ausschweifende Reden geschwungen und dann wurde das Buffet eröffnet.

Das Essen war so unglaublich gut! Zwar musste ich erst eine Woche auf deutsches Essen verzichten, aber richtig leckeren Kasseler oder sehr guten Apfelkompott zu essen war echt ein unglaublicher Genuss. Langsam wurde auch immer mehr Alkohol ausgeschenkt (Es gab CAMPARI!!), bis schließlich jede Menge Entwicklungshelfer und andere erwachsene Menschen auf der Tanzfläche die Sau raus ließen.

Wir haben uns dann irgendwann in die oberste Etage des Hotels, wo man eine ziemlich coole Aussicht auf Kampala hatte in eine Sitzecke verzogen und uns mit den anderen „Weltwärtslern“, die wir bisher noch nicht kannten unterhalten.


Am nächsten Tag waren wir nochmal im „Garden City“ dem größten, westlichsten Einkaufszentrum Kampalas, wo wir uns mit einigen Sachen eingedeckt haben, die man in Fort Portal nicht bekommt. Ich habe mir bei der Gelegenheit auch mal wieder einen Apfel, ein Bounty und einen Joghurt gegönnt. Und es aus vollem Herzen genossen, in dem Wissen auf diese und andere Sachen längere Zeit verzichten zu müssen. (An dieser Stelle könnte ich auch noch erwähnen, dass das Hotel warmes Wasser hatte!!)


Joa am Montag waren wir dann auch nochmal in der Stadt und haben uns Fahrräder gekauft. Leider sind die hier teurer als in Deutschland (meins hat 200,000UGX gekostet und ist ziemlich „basic“) aber wir können die ja am Ende des Jahres auch wieder verkaufen. Das Problem war jetzt, wie kriegen wir die Räder nach Muyenga und am nächsten Tag wieder zur Busstation. Wir haben das dann so gelöst, dass wir nach Muyenga geradelt sind. Ja, durch den dichten Verkehr! Und es wurde auch schon dunkel bzw. es war dunkel. Und ja, „basic“ bedeutet kein Licht am Rad. Naja wir sind dann meistens auf dem Gehweg gefahren, den es in Kampala an einigen Stellen gibt und haben insgesamt 40 Minuten gebraucht. Schön war das nicht.

Zurück haben wir dann noch eine Art der Fortbewegung in Kampala kennengelernt. Da haben wir die Räder in ein „Special-Hire“-Taxi gepackt und sind damit gefahren. Bzw. ich bin bei den Rädern geblieben und die Mädels sind Matatu gefahren, weil kein Platz war und ich dann in der Stadt auf die Räder aufpassen sollte.

Als Special-Hire bezeichnet man das, was man bei uns als Taxi versteht. Das sind ganz normale Autos, die am Straßenrand stehen und dich überall hin mitnehmen. Allerdings haben wir für die gleiche Strecke, die mir einem Matatu 800 und mit der Boda 4,000-5,000 UGX kostet, 25,000 UGX bezahlt.


Naja dann wieder mit dem Bus zurück – diesmal Variante 2. Und dann noch das Stück bis nach Hause mit dem Rad gefahren, wobei direkt meine linke Pedale abgefallen ist. Naja heute habe ich Werkzeug gekauft und sie wieder dran gebaut.

Außerdem habe ich heute mein Zimmer richtig wohnlich gemacht. Ich habe erst mal gefegt, dann meinen Schrank, der bis heute noch wegen Gestank vom Streichen in der Garage stand, aufgestellt und eingeräumt und dann noch diverse Nägel in die Wand geschlagen und diverse Sachen daran aufzuhängen. Leider habe ich immer noch nicht genug Stauraum, weswegen ich beschlossen habe, mir noch ein Regal zu bauen. Ich habe heute auch schon geguckt, wo man so Holz herbekommt und mir ein Design überlegt. Jetzt muss ich’s nur noch ausmessen, mir das passende Holz kaufen und das Ding auch bauen.


Joa so viele spannende neue Dinge, die so langsam alle zum Alltag werden. Erinnert sich noch wer, wie ich geschrieben habe, dass ich in Deutschland so viele Dinge zum letzten Mal mache? Nun, diese Woche habe ich so viele Dinge zum ersten Mal gemacht, dass es bisher noch gar nicht so weh tut, die alten Dinge hinter mir gelassen zu haben. Ans kalt Duschen gewöhne ich mich auch langsam und das Essen ist mir bisher auch noch nicht zu viel.


In diesem Sinne macht’s gut daheim, schreibt mir mal ne Mail mit Neuigkeiten und kommentiert weiter fleißig.

Liebe Grüße, euer Mzungu (das wird übrigens so geschrieben)

1 Kommentar:

  1. Nun ein Kommentar wie gewünscht ...

    Das höhrt sich ja alles sehr aufregend an. Es schein ja in Uganda alles etwas ungeordnet und caotisch abzulaufen. Aber ich denke, wenn man das tagtäglich erlebt, gewöhnt man sich an die Mentalität. Ich kann mir auch vorstellen, dass du nach deinem Jahr die deutschen Verhältnisse als sehr spießig empfindest.

    Ich finde es Klasse, dass du so viele Dinge erlebst und ausprobierst.

    Also viele Grüße aus dem Norden,
    Ingo und Angela.

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