Sonntag, 18. Oktober 2009

Von Essen, Arbeit, Beeten und Höhlen...

Hallo mal wieder aus dem sonnig warmen Uganda!

Ich hab gehört bei euch in Deutschland kommen so langsam aber sicher die Minusgrade… Mein herzliches Beileid. Neulich bekam ich hier als Antwort, als ich erzählt habe, dass bei uns im Winter die Temperaturen teilweise unter null Grad sind: „Oh! I wouldn’t survive there.“ Dazu sei gesagt, dass man hier ständig gefragt wird, ob es einem in Fort Portal nicht zu kalt sei, weil es hier grade in der Regenzeit für die Einheimischen vergleichsweise kalt ist. So sieht man hier beispielsweise Boda-Fahrer mit Handschuhen und Wollmützenstände auf dem Markt, obwohl die kälteste Temperatur, die ich hier bisher erlebt habe gefühlte 15°C war (wir haben kein Thermometer). Naja…

Was gibt es neues?
Zunächst einmal habe ich mich wiedermal kulinarisch weiterentwickelt. Ich habe nämlich diese Woche Zuckerrohr pur gegessen. Das Zeug sieht von außen so aus, wie man sich Zuckerrohr eben so vorstellt – wie dicker Bambus – nur etwas rötlich. Das ganze muss man dann schälen, wobei man vielleicht eher sagen sollte, die Schale mit dem Taschenmesser wegschnitzen, weil das Ganze hart wie Holz ist. In der Mitte kommt dann weißliches Holz zum Vorschein. Davon schneidet man sich dann wiederum ein kleines Stück ab und kaut drauf herum. Die ersten 2 bis 3 Bissen sind sehr saftig süß, allerdings hat man nach einer Weile das Gefühl auf altem Holz herumzukauen, weshalb man den Rest dann ausspuckt. Alles in allem eine ziemlich merkwürdige Sache, die aber (wenigstens die ersten Bisse) ziemlich gut schmeckt.
Joa dann habe ich diese Woche meine deutschen Kochkünste ausgepackt und auf unserem provisorischen Gaskocher Rührei mit Zwiebeln und Tomaten sowie Pfannkuchen gemacht.
Zudem wissen wir jetzt auch wie man den Passionjuice (Maracujasaft), den es überall zu kaufen gibt, selber macht und haben dies auch prompt ausprobiert. Ergebnis: sehr gut!

Auf Arbeit läuft auch alles zunehmend besser. Ich durfte neulich die geschriebenen Examen korrigieren, was mal eine ganz neue, ziemlich verantwortungsvolle, Aufgabe war. Außerdem konnte ich Freitag endlich mal alleine unterrichten, weil die Lehrerin krank war. Ich stand also vor 30 Schülern, die sich um ganze 6 funktionierende PCs scharrten und versuchte ihnen zum Beispiel beizubringen, wie man Texte in Word fett, kursiv und unterstrichen aussehen lässt. Zuerst dachte ich zwar „Oh mein Gott, so viele und so laut“ aber mit der Zeit hatte ich die Sache ganz gut unter Kontrolle.
Die Langeweile während der Arbeit habe ich inzwischen auch einigermaßen im Griff, denn in jeder unfreiwilligen Pause höre ich jetzt Hörbücher mit meinem iPod, wobei ich eine 23GB große Sammlung zur Auswahl habe (ich habe ja Gott sei Dank vorgesorgt).

Dieses Wochenende habe ich übrigens auch wieder viel erlebt und erledigt. Zum einen habe ich es jetzt endlich mal geschafft, mein Bad richtig zu putzen, sodass ich mir jetzt nicht mehr die ganzen toten Insekten auf der Fensterbank angucken muss.
Außerdem haben wir uns jetzt ein Kräuter- und Gemüsebeet im Garten angelegt, wobei das Gemüse allerdings noch fehlt. Das ganze sieht aber auch jetzt schon ganz nett aus, was vielleicht auch an der vielen Arbeit liegt, die es gekostet hat, die Wiese umzugraben.
Naja ein Ausflug darf natürlich auch an keinem Wochenende fehlen. Deshalb sind wir heute mal zu den Amabeere Caves 8km westlich von Fort Portal gefahren. Das waren letztendlich zwar keine richtigen Höhlen, sondern nur so Nischen im Fels – quasi Boofen mit Tropfsteinen, für die die wissen, was ich meine, aber es war trotzdem ganz interessant. Außerdem gab es da noch einen ziemlich coolen Wasserfall, hinter dem man langlaufen konnte. Leider hat die ganze Tour nur etwa eine halbe Stunde gedauert. Dafür hatten wir eine Privatführung.

An dieser Stelle kann man vielleicht eh nochmal erwähnen, dass Tourismus hier eher wenig vorhanden ist.
Die kleineren Sehenswürdigkeiten, wie Nkuruba Lake und Amabeere Caves sind meist ziemlich menschenleer. Wir waren heute zum Beispiel die ersten, die bei den Höhlen waren, obwohl es schon Mittag und Sonntag war.
Ich schätze mal, dass sich die wenigen Touristen, die nach Uganda kommen, eher an den großen Attraktionen wie Queen-Elizabeth-Nationalpark oder Kibale-Forest häufen. Bisher haben wir auch erst zwei Touristengruppen in Fort Portal gesehen. Eine letztes Wochenende im Nightclub und die andere heute beim Italiener. Dabei fällt auf, dass diese sich wirklich extrem wie Touristen verhalten und dick den reichen Mzungu raushängen lassen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Ugander ein verzerrtes Bild von uns Weißen bekommen.

Naja soweit so gut.
Das war’s von mir, bis demnächst.
Jonas

PS: Happy Birthday Mama!

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