Mittwoch, 7. April 2010

Osterblog #2

Tag 3 – Geschichte

Am nächsten Tag ging‘s dann zur Genozid-Gedenkstelle in Kigali.

Für die, die’s nicht Wissen, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung des Geschehens: Es fing damit an, dass die belgischen Kolonialherren das ruandische Volk in zwei Gruppen einteilten. Jeder, der mehr als 5 Kühe hatte, wurde Tutsi und jeder andere Hutu. Dies wurde auch an die Nachkommen vererbt. Da die Tutsis meist wohlhabender waren kam bald Unmut bei den Hutus auf. Das ging dann soweit, dass richtig gegen die Tutsis gehetzt wurde. Am 06.04.1994 eskalierte die Lage, als das Flugzeug des Ruandischen Präsidenten beim Landeanflug auf den Flughafen in Kigali abgeschossen wurde. In der folgenden Nacht begann der Genozid. Hutus töteten systematisch Tutsi bzw. andere Hutus, die Tutsi verstecken oder zur Flucht halfen. Das schlimme dabei war, dass die UN so gut wie nichts dagegen unternahm und die ganze Welt eigentlich nur wegsah. Letztendlich beendeten Rebellen aus Uganda das Massaker, die sich bis nach Kigali durchgekämpft hatten. Ergebnis: Von zehn Millionen Ruandischen Einwohnern worden eine Million ermordet, unzählige Weisenkinder, Flüchtlinge und verstümmelte Menschen waren die Folge.
(Alle Angaben ohne Gewähr – Bei Interesse bitte selber im Internet recherchieren. Außerdem kann ich den Film „Hotel Ruanda“ zu dem Thema empfehlen)

In der Gedenkstelle wurde jedenfalls über die Hintergründe Ereignisse und Folgen des Genozids aufgeklärt und darüber hinaus noch über andere Genozide der Welt informiert. Besonders schockiert hat mich aber die Tatsache, dass das Ganze erst 16 Jahre her ist, denn man denkt ja immer, sowas passiere in der heutigen Zeit nicht mehr. Außerdem habe ich mein Vertrauen in die internationale Gemeinschaft verloren, weil schnelles Eingreifen der UN die Ausmaße vermutlich vermindert hätte, stattdessen wurde fast gar nichts unternommen und anfangs sogar abgestritten, dass es sich um einen „Genozid“ handle.

Anschließend sind wir dann mit dem Bus Richtung Gisenyi gefahren, was im Westen Ruandas an der Grenze zum Kongo liegt. Die Stadt liegt direkt am Kivu-See und bis Goma (der nächsten Stadt im Kongo) sind es nur 2 km. Bei Goma gibt es einen ziemlich großen, aktiven Vulkan, den man auch von Gisenyi super sehen kann. Goma wurde 2002 von einer Lavawalze halb überrollt und auf der Lava wieder aufgebaut. Leider konnte ich mir die Stadt nicht angucken, da uns vom DED verboten wird in den Kongo zu reisen. Trotzdem konnten wir den Vulkan bewundern, der angeblich einen Lavasee im Krater hat. Daher raucht er auch ununterbrochen und nachts sieht man ein rotes Leuchten über dem Krater. Alles in allem zu jeder Tageszeit ein unglaublicher Anblick!

Gisenyi selber war ursprünglich mal ein Badeort, allerdings lief es wohl nicht so gut, weshalb heute eher nicht viel los ist in der Stadt. Der See ist trotzdem 1A und es gibt einen Supermarkt, der richtig gute Muffins hat.
Das Hotel war billig aber sauber und daher beliebt bei vielen Low-Budget-Touristen wie wir. Abends haben wir dann eine Runde Rommé gespielt und schnell neue Mitspieler gefunden. Am Ende waren wir dann 3 Deutsche, ein Amerikaner, eine Britin und ihr Ruandischer Freund. Von dem haben wir auch erfahren, dass es in der Nähe heiße Quellen gibt und haben uns verabredet am nächsten Tag alle gemeinsam dorthin zu fahren.

Tag 4 – Aussicht

Das Bett war im Vergleich zu den letzten Nächten mega geil, obwohl ich auch nur eine Matte auf dem Boden hatte, denn es gab nur 2 Richtige Betten in dem Raum (für Ulli und Hannah – naja macht nichts).
Um 10 ging’s los mit dem Matatu zu den heißen Quellen, die direkt am Seeufer waren. Das heiße Wasser floss direkt in den See und viele Einheimische badeten fleißig darin. Chris (der Amerikaner) und ich hatten die Idee gehabt Eier zu kaufen und sie im heißen Wasser zu kochen – schließlich war ja Ostersonntag. Allerdings war das Wasser dann wohl doch nicht heiß genug, denn selbst nach fast einer Stunde kochen waren die Eier immer noch halb flüssig – naja ein Versuch war’s wert.

Nachdem ausgiebig gebadet wurde ging’s dann noch in ein ziemlich teures Restaurant zum Fisch essen. Die Britin und der Ruander verabschiedeten sich dann schon von uns, da sie den Bus nach Kigali kriegen mussten. Also haben die beiden Mädchen, Chris und ich uns alleine auf den Rückweg gemacht. Tragischer weise haben wir die falsche Straße genommen und sind am Ende an einem Militärposten raus gekommen, der uns nicht durch gelassen hat. Ok, zurück wollten wir jetzt auch nicht wieder gehen, also sind wir querfeldein gelaufen – sprich: die Berge hoch und runter durch Felder und Kuhweiden. Von dort hatte mein einen fantastischen Ausblick auf Gisenyi, Goma, den Vulkan und den See – besser ging‘s nicht. Natürlich laufen Ruandische Kinder auch den Mzungus hinterher, wenn sie welche in ihrem Dorf sehen, sodass wir bald einen Haufen Kinder als Gefolgschaft hatten, die in Ruanda übrigens nicht „How are you?“ sondern „Good morning!“ sagen – den ganzen Tag über, auch nachts. Naja, immerhin mal was anderes^^

Als wir dann in Gisenyi ankamen war es schon kurz vorm dunkel werden (in Ruanda wird es um 6 dunkel, wegen der Zeitumstellung :S ) und Chris und ich sind nochmal im Sonnenuntergang baden gewesen. Abends gab‘s dann nochmal ne Runde Rommé zu viert und dann ging’s ins Bett.
Cooles Ostern – auf jeden Fall!

Tag 5 und 6 – Odyssee

Am nächsten Morgen sind die Mädels schon um 6 Uhr aufgestanden und haben den Bus nach Kibuye genommen. Da ich ja die Woche arbeiten muss, habe ich mich auf den Heimweg gemacht. Um 9 ging’s los Richtung Kigali. Von dort habe ich den Bus nach Kampala bekommen, der zwar mega gemütlich war, wo sie mich aber übelst mit dem Preis beschissen haben – naja mit dem Mzungu kann man‘s ja machen…

Um 18.30 Uhr bin ich dann in Mbarara angekommen, wo ich dann auch die Nacht verbracht habe. Leider hatten alle Nachtclubs zu, obwohl Ostermontag war, weshalb ich mich in eine Bar gesetzt und mit dem Barkeeper ne Runge geschnaggt hab^^ War auch ganz lustig…
Dienstag bin ich dann um 8 los nach Kasese, wo ich nochmal beim Office der RMS vorbeigeschaut habe und ein paar Dinge wegen meiner Bergtour geklärt habe. Anschließend bin ich nach Fort Portal gefahren, wo ich so um 16 Uhr angekommen bin.
Insgesamt bin ich hin und zurück über 1.000 km gefahren – ca. 32 Stunden.
Und nächstes Wochenende geht’s schon wieder nach Kampala…

Ich hoffe ihr hattet auch spannende Ostern.
Liebe Grüße,
Jonas

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen